Kampong Lëla (meist wie Lilla, aber auch wie Lela ausgesprochen '). Die gesammte Bevölkerung war an den Zaun geeilt, um den Vorbeimarsch anzusehen, vor allen Dingen aber, urn das blaue Wunder —eine europ&ische Dame hoch zu Ross — anstaunen zu können. Nach wemgen Minuten erreichten wir den Strand und hier zugleich die Mündung des Batik Wajer. Der Weg verlauft in östlicher Richtung langs des schmalen, stets von den Schaumwellen der Brandung bespritzten Küstensaumes weiter. Bald bemerkt man in der Ferne eine mit Palmen bedeckte Landzunge, auf welcher der Kampong Sikka ruht.

Schweisstriefend und ermüdet von dem langen, beschwerlichen Ritte langten wir des Nachmittags um »/ï 4 Uhr vor der, in der Mitte des Ortes liegenden, böchst bescheidenen Behausung des Pastor C. J. F. Ie Cocq d'Armandville an. Wenige Minuten darauf erschien der eiligst herbeigerufene Geistliche in Hemdsarmeln, das Gesicht über und über mit Kalk bespritzt, da er gerade mit dem Bau seiner neuen Kirche beschaftigt war. Dieser Anzug that aber der herzlichen Begrüssung, welche uns zu Theil wurde, keinen Abbruch. Wir sollten auch in der Folge dieausserordentliche Energie und Thatkraft dieses wackeren Mannes, der durch keinerlei betrübsame Erfahrungen in seinen civilisatorischen Bestrebungen wankend gemacht, in diesem halbverlorenen, von der warmsten Sonnen- , gluth bestrahlten Erdenwinkel wirkt, bewundern und schatzen lernen.

Nachdem wir uns ein Wenig erfrischt hatten, wurden wir in die, hart am Strande befindliche Wohnung des Radja geleitet, in welcher uns eine Kammer eingeraumt worden war. Wie tlblich war diese das nach vorn gelegene Gemach des grossen, etwa 60 Personen — sammtlich zur Familie gehorig — beherbergenden Hauses. Obwohl niedrig und sehr warm , zeichnete sich dasselbe in nicht zu unterschatzender Weise durch das Fehlen des „niederen Pöbels des Thierreiches" aus. Der Radja, welcher den stolzen Namen Don André Ximenez da Silva führt, spncht etwas Malayisch, macht aber den Eindruck eines zwar ganz guten, doch herzlich dummen Menschen. Das Jammerbild ewigen Schwankens und Zauderns darbietend, wird seine Autoritat nur mit Mühe und dann auch ausschliesslich vermöge des Einflusses von Pastor le Cocq aufrecht erhalten. Seinen Stammbaum führt er bis auf Don Alesso, alias Don Juan zurück, der Ende des ió^11 Jahrhunderts bei der Einführung des Christenthums auf

0 Da~dïe~ Sikkanesen keine Schriftsprache besitzen und auch hinsicbtlich der Aubsprache keine volstandige Uebererastimmung besteht, so verursacht die Schreibung er Ortsnamen keine geringen Schwierigkeiten. Ich bin hier den mir von Seiten des Herrn Pastor L. F. Calon gütigst zu Theil gewordenen Angaben gefolgt.