Extremitaten ist bedeutend gesunken, die Sehnenreflexe sind gesteigert, sonst keine organische Störungen. Der behandelnde Arzt gewinnt immer mehr die Ueberzeugung, dass es sich um eine Nervenerkrankung handelt und sucht in der Anamnese für seine vermutliche Diagnose, sclerose en plaques, Anhaltspunkte die er auch findet. Pat. ist Sohn eines Kirmessreisenden; mit 15 |ahren, nach dem Tode seines Vaters, wird er Kohlenarbeiter und nach dem einjahrigen Dienst in Holland engagiert er sich als Soldat nach Niederl.-lndien. Einige Tage nach seiner Ankunft in Batavia erleidet er einen psychischen Insult: am Bahnhofe (?) durchfahrt ein plötzlich einlaufender Zug einen Kuli. Ungefahr drei Monate nachher bemerkt Pat. das Zittern an seinem Körper und die Muskelschwache. Im Hospital zu Magelang geschieht es, dass er zweimal unwillkürlich in 's Bett uriniert; seit dieser Zeit leidet er an Harndrang den. er nur schwer bekampfeu kann. Seit 4 Monaten verlassen ihn die Kopfschmerzen nicht. Auf diese Angaben gestützt macht der Arzt folgende Konklusion: „lm Zusammenhange mit der typischen Anamnese und „dem jetzt deutlichen Intentionstremor, den erhöhten Patel„larreflexen, der Ataxie und der verminderten Muskelkraft „wird eine Erkrankung des Centralnervensystems angenom„men; der Verdacht an eine multiple Sclerose (debut) ein„geieitet durch den psychischen Insult, liegt sehr nahe.
Bevor icli zur eigentlichen Differentialdiagnose übergehe, möchte ich noch die Aufmerksamkeit auf die eben „typische" Krankengeschichte des Pat. leuken. Es ist die Beschreibung eines Symptomenkomplexes der sich —wie es oft auf Universitatskliniken geschieht— unter dem Einflusse der Autosuggestion und des guten Willen der Aerzte entwickelt und da wo es eine noch nicht zu diaguosticierende und momentan zweifelhafte Erkrankung sein soll, konkrete und plastische Formen annimmt. Ich erinnere nur an die Falie Charcot's und Jannet's und die Ansicht Babinski's, dass die Mehrzahl